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Heinrich Böll: Und sagte kein einziges Wort

Die dreizehn Kapitel werden abwechselnd von Fred Bogner und dessen Frau Käte erzählt. Der Roman setzt sich mit Eheproblematik, Wohnungsnot, Armut und Wurzellosigkeit des Großstadtbewohners nach dem 2.Weltkrieg auseinander. Mit sicherer Hand sind die beiden Eheleute einander gegenübergestellt: der einfache Ehemann und die unter ihrer Nachbarschaft leidende Frau mit den drei überlebenden Kindern. Die Handlung spielt an einem Wochenende mit zahlreichen Rückblenden. Leitmotivisch wird der Schmutz während des Kriegs, in den Hotels und Nachkriegswohnungen, der Sauberkeitsanspruch von Käte Bogner und das Spiel am Glücksautomaten von Fred Bogner eingesetzt. Der erneuten Schwangerschaft wird scharf kontrastierend der laufende Drogistenkongreß in der Stadt und dessen Werbesprüche gegenübergestellt. Weitere Kontraste sind wie bereits oben erwähnt Schmutz und Sauberkeit , knapper Wohnraum während der Bischof in der leerstehenden Villa eines reichen Engländers seiner Danteforschung nachgeht, triste, graue Atmosphäre der Lebensumstände Fred Bogners - Leuchtreklame "Vertrau dich deinem Drogisten an!" Glücksspiel, doch Fred Bogner bleibt glücklos. Die Eheleute Bogner sind nicht frei agierend, sondern durch ihre Lebensumstände dem allseitigen Streben nach materiellen Wohlstand ausgesetzt. Bölls Antihelden sind oft Außenseiter. Die Szenen der beiden Protagonisten sind unter anderen durch Besuche in der Kirche oder der Imbißbude unterbrochen und verbunden. Der Roman Und sagte kein einziges Wort ist nicht umfangreich. Durch prägnante Einzelheiten ruft er die gewünschte Atmosphäre zielsicher hervor, ohne daß er mit breiten Schilderungen den Leser langweilen muß. Die dreizehn Kapitel sind abwechselnde Ich-Erzählungen der beiden Eheleute. Die Dreizehn steht für das Unglück, dem die beiden nicht ausweichen können. Dabei hätte Fred Bogner durchaus die Möglichkeit. Er hat einen festen Arbeitsplatz als Telefonist bei einer kirchlichen Behörde und gibt nebenbei Nachhilfeunterricht. Doch statt sein Schicksal beim Schopf zu packen, weicht er in Spiel und Trunk aus. Auch dem Eheleben in der Einzimmerwohnung flieht er. Die Treffen der Eheleute in obskuren Gaststätten zehren zusätzlich am knappen Geld. Die Ergebenheit in sein Schicksal erbte Fred wohl von seiner Mutter. Sie konnte keiner Wohltätigkeit widerstehen, dabei nahm sie den abendlichen Streit mit Vater Bogner in Kauf, "ein gespenstischer Streit, bei dem meine Mutter kaum ein Wort sprach" (Seite 9). Käte dagegen hält nichts davon, sich wortlos kreuzigen zu lassen: "...ich spüre, wie mein Haß hochsteigt, Haß gegen diese Stimmen, deren Gewäsch in mich eindringt wie Fäulnis" (Seite 52). Dabei ist der Gospeltext des Negers "...and he never said a mumbaling word" (Seite 53) nicht mit den Evangelien übereinstimmend. Jesus am Kreuze sprach zwar wenig, aber Bedeutsames. Die Zuteilung einer größeren Wohnung scheitert pikanterweise an der bigotten Nachbarin Franke, die "jeden Morgen die heilige Kommunion empfängt, jeden Monat den Ring des Bischofs küßt" (Seite 24). Frau Franke ist nur äußerlich praktizierende Christin. Sie vollzieht nur die notwendigen Riten; eine typische Katholikin eben. Ihr entgegengesetzt ist die Familie der Imbißbude. Der geistig behinderte Sohn ist liebevoll in die Familie und das Budengeschehen eingebettet. Bei diesen Leuten erhalten sowohl Fred als auch Käte ungefragt Vertrauensvorschuß: "Geld - aber Sie können ja später zahlen" (Seite 100). Beide fühlen sich dort wohl und loben den Kaffee. Das Mädchen wird überaus positiv gezeichnet. "Alles schien mühelos bei ihr zu gehen, schien keine Anstrengung zu bedeuten..." (Seite 43). Trotz ihres schweren Schicksals - die Mutter wurde von einer Bombe zerfetzt - sind sie die einzigen im Roman, die öfters lächeln. Die Kritik an der katholischen Kirche (Heinrich Böll war Katholik), an der egoistischen aufkeimenden Wohlstandsgesellschaft und der mangelnden Nächstenliebe, die oft mit steigendem Wohlstand korreliert, ist unüberlesbar. Die Kirchenkritik hat ihren Höhepunkt in der satirisch überzeichneten Prozession, die Fred Bogner beobachtet (Seite 60ff). Dem Bischof folgen die Domherren und der Weihbischof unterm Baldachin. Dann kommt "ein Trupp von etwa zwanzig Männern im Smoking. Die Anzüge waren alle sauber, saßen gut, nur bei zweien von den Männern saßen sie nicht so gut, und ich sah sofort, daß es Arbeiter waren. Es mußte schrecklich für sie sein, zwischen den anderen zu gehen, denen die Anzüge saßen, weil es ihre eigene waren" (Seite 61). Schon hier wird das soziale Empfinden auf den Kopf gestellt. Nicht der von den Steuern der Arbeiter lebende Klerus schämt sich, sondern die Arbeiter. Ihr Lohn reicht nicht für diesen Luxus. Die Spitze folgt kurz später: "Es ist ja bekannt, daß der Bischof ein sehr starkes soziales Empfinden hat, und bestimmt hatte der Bischof darauf gedrungen, daß auch Arbeiter den Baldachin tragen sollten" (Seite 62). Das soziale Empfinden des Bischofs gipfelt in einer rein äußerlichen Handlung. Ob die Kritik im Roman jeden Leser überzeugt muß jedoch bezweifelt werden. Der Spielraum, den man zumindest aus heutiger Sicht, bei den Bogners durchaus sieht, wird von Fred Bogner nicht wahrgenommen. Daran ändert auch nichts sein spätes Versprechen: "Ja,...eines Tages werde ich sprechen" (Seite 186). Dr.Paul Dormagen und Werner Klose meinen "Außer den beiden Romanen Und sagte kein einziges Wort, 1953, und Haus ohne Hüter, 1954, kann fast alles von Böll mit Gewinn in der Schule gelesen werden" [Dormagen 1967, S.296]. Warum Und sagte kein einziges Wort nicht mit Gewinn gelesen werden kann, ist das Geheimnis der beiden Herausgeber. Ich empfehle es vorbehaltslos. Wegen seines politischen Engagements in den 60-er und 70-er Jahren wird Heinrich Böll auch als "Lehrmeister des zivilen Widerstands in der Demokratie" bezeichnet.